MFG Stiftung Baden-Württemberg doIT Software-Forschungstag zeigt
Trends in Bioinformatik - Forschungspreise in Höhe von 41.000 Euro
für Softwareforschung vergeben Stuttgart,
09.06.2005 Rund 220 Experten aus Forschung, Wirtschaft und
Politik diskutierten auf dem dritten doIT Software-Forschungstag in
Karlsruhe – dem Trendbarometer für Softwareforschung – die
zunehmende Bedeutung von Visualisierung, Simulation und
Unternehmenssoftware. Im Rahmen des Forschungstags wurde der doIT
Software-Award verliehen. Die Preisträger erhielten Auszeichnungen
für herausragende Forschungsleistungen. So forschten Wissenschaftler
dazu, wie man mit dem Computer das Wachstum von Neuronen im Gehirn
untersuchen kann oder wie Dokumente mit einem digitalen
Papierfingerabdruck fälschungssicher werden.
Der doIT
Software-Forschungstag wurde mit einer Keynote von Professor
Matthias Jarke, Präsident der Gesellschaft für Informatik, eröffnet.
"Zentrales Ziel der heutigen Softwareforschung muss es sein, die
Benutzbarkeit, Beherrschbarkeit und technische Zuverlässigkeit
komplexer softwareintensiver Systeme sicherzustellen," so das Fazit
von Jarke. Aus Sicht der mittelständischen Software-Industrie
betonte Ulrich Dietz, Vorstandsvorsitzender der GTF Technologies AG,
dass "die deutsche Softwareindustrie ein bedeutender
Wirtschaftsfaktor ist, aber im internationalen Wettbewerb trotzdem
eine wenig bedeutende Rolle spielt. Damit die mittelständischen
Softwareunternehmen von der Forschung und den Kontakten der
Hochschuleinrichtungen profitieren können, müssen flexible
Rahmenbedingungen und Kooperationsanreize geschaffen werden." Der
doIT Software-Forschungstag will genau diese Brücke zwischen
Wissenschaft und Wirtschaft schlagen und ist das Trendbarometer für
die Softwareforschung in Deutschland. Im Rahmen des Forschungstags
wurde zum dritten Mal der doIT Software-Award mit einem Preisgeld
von insgesamt 41.000 Euro für herausragende Forschungsleistungen
vergeben.
Die Einreichungen für den doIT Software-Award haben
sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Der erste Preis (15.000
Euro) ging an Professor Gabriel Wittum vom Lehrstuhl für Technische
Simulation an der Universität Heidelberg für die Software NeuRA, mit
der Nervenzellen im Gehirn rekonstruiert werden können. Der digitale
Fingerabdruck für Papier von Professor Bernhard Wirnitzer vom
Institut für Digitale Signalverarbeitung der FH Mannheim erhielt den
zweiten Preis (10.000 Euro). Mit der Software lassen sich
fälschungssichere Dokumente mit einer Art digitalen Signatur
erstellen. Am Zentrum für Bioinformatik der Universität Tübingen
entwickelte Christian Spieth eine Software, mit der die
Wechselwirkung zwischen Genen simuliert werden kann und erhielt
dafür den dritten Preis (8.000 Euro). JCell ist zur Zeit das einzige
in Deutschland bekannte Analysetool, mit dem dynamische Systeme im
Bereich der Genregulation rekonstruiert und simuliert werden können.
Forscher an der Universität Gießen oder der Insilico Biotechnology
GmbH setzen die Software bereits ein, um die Zusammenhänge des
metabolischen Systems der Glucoseverdauung in Colibakterien
verstehen zu können. Das Projekt wurde vom nationalen
Genomforschungsnetz des Bundes als förderungswürdig eingestuft und
ist ein Teil des Landesschwerpunktprogramm Baden-Württemberg zur
Inferenz metabolischer Netzwerke.
An diesem
Schwerpunktprogramm arbeitet auch Professor Dr. Oliver Kohlbacher,
der den fünften Preis sowie den Open-Source-Sonderpreis der
Wirtschaftsinitiative Baden-Württemberg: Connected für seine
Software Ballview erhalten hat. Ballview ist ein erweiterbares und
leicht bedienbares Werkzeug zur Visualisierung und Modellierung von
Biomolekülen. Neben der Visualisierung ermöglicht die Software auch
die Analyse, Simulation und Modifikation der Strukturen von
Molekülen. Die Software ist intuitiv bedienbar und ist die derzeit
schnellste Implementierung zur Berechnung von Molekülen. Neben der
Visualisierung werden auch molekülmechanische Rechnungen in das
Modell integriert. Die Software benötigt keine High-End Rechner und
wird bereits erfolgreich in der Lehre eingesetzt.
"Die
Preisträger sind Pioniere der Zukunft des IT-Standorts
Baden-Württemberg", sagt Willi Stächele, Minister des
Staatsministeriums und für europäische Angelegenheiten des Landes
Baden-Württemberg und Schirmherr des Wettbewerbs bei der
Preisübergabe. "Die Preisträger kommen aus dem ganzen Land und sind
Zeichen für die höchste Qualität einer dezentralen Forschungs- und
Entwicklungslandschaft in Baden-Württemberg."
Über den doIT
Software-Award
Der doIT Software-Award prämiert herausragende
wissenschaftliche Leistungen aus der Softwareforschung in
Baden-Württemberg und wird jährlich im Frühjahr ausgeschrieben. Ziel
des mit insgesamt 41.000 Euro dotierten Preises ist es, weitere
Anreize für eine erfolgreiche Softwareforschung in Baden-Württemberg
zu schaffen. Die Beiträge werden von einer hochkarätigen Fachjury
aus Forschung und Wirtschaft unter anderem nach Kriterien wie
wissenschaftliche Qualität, Innovationsgrad und Umsetzbarkeit
geprüft und bewertet.
Über die
MFG und die MFG Stiftung Die MFG mit Sitz in Stuttgart
entwickelt und fördert den Standort Baden-Württemberg in den
Bereichen Medien, IT und Film. In drei Geschäftsbereichen wird mit
einem Team von über 50 Mitarbeitern ein Jahresumsatz von rund 15
Mio. Euro erzielt. Der Geschäftsbereich MFG Medienentwicklung ist
das Kompetenzzentrum des Landes für IT und Medien mit einem breiten
Spektrum an Dienstleistungsangeboten in den Geschäftsfeldern
Beratung/Förderung, Projektmanagement, Weiterbildung/
Veranstaltungen und Kommunikation/Marketing. Der Geschäftsbereich
MFG Filmförderung fördert Filme für Kino und Fernsehen und versteht
sich als Kompetenz- und Beratungszentrum für die Film- und
Kinolandschaft des Landes. Der Geschäftsbereich MFG Stiftung
realisiert gemeinnützige Projekte in den beschriebenen
Aufgabenfeldern. Im Mittelpunkt stehen dabei Aus- und Weiterbildung,
Kunst, Kreativität, Kultur sowie Forschung und Entwicklung.
Gesellschafter der MFG Medien- und Filmgesellschaft
Baden-Württemberg mbH sind das Land Baden-Württemberg (51 Prozent)
und der SWR (49 Prozent).